Wenn bereits 21% Ärzte bei einer Umfrage vom Marburger Bund angeben, dass Sie überlegen, ihre ärztliche Tätigkeit ganz zu beenden, wird klar, dass der Trend schlechter Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem weiter anhält.
Ich fordere jeden Personalentwickler und Entscheider im Krankenhauswesen auf, sich vorzustellen wie die Lage vor Ort wäre, wenn fast 1/4tel der Ärzteschaft nicht mehr zur Arbeit erscheint…

Gleichzeitig identifiziert die Umfrage wunderbar zwei Gebiete, die einen großen Hebel zur nachhaltigen Verbesserung der Situation bieten: Die Arbeitsprozesse und die Arbeitszeit.

Bei Ersterem kann die Digitalisierung weitgehend helfen. Sie unterstützt nicht nur dabei, die Prozessschritte deutlich zu entschlacken, sondern darüber hinaus auch einfacher und nutzerfreundlicher zu gestalten (als ehemaliger IT-Berater mit Einblick in die Arbeitsprozesse einiger Krankenhäuser kann ich dies nur bestätigen).
Die Umfrage zeigt im zweiten Gebiet auf, dass Ärzte definitiv zu lange im Einsatz sind. Zu viele Überstunden und Zusatzdienste bringen das Leben durcheinander. Keine Zeit mehr für das Privatleben, das Aufarbeiten privater aber vor allem auch beruflicher Probleme. Der Burn-out ist quasi garantiert. Bereits 49% der Befragten gaben an, sie seien häufig überlastet.

Solange nicht über genug Personal vorhanden ist können die Arbeitszeiten und Schichtpläne natürlich nicht in den gewünschten Zustand überführt werden. Ein Optimieren dieser, bei gleichzeitiger Weiterbildung des Personals zu einem resilienteren Klinikalltag, ist jedoch eine der Möglichkeiten zur Lösung des Dilemmas.

 

Quelle: Marburger Bund, https://www.marburger-bund.de/sites/default/files/files/2020-01/Gesamtauswertung%20-%20MB-Monitor%202019-presse.pdf